Die Pfadfinderbewegung wurde 1907 vom Engländer Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, kurz Baden-Powell oder «BiPi», gegründet. Baden-Powell wurde 1857 in London geboren und trat als 19-Jähriger in den Dienst der königlichen Armee ein. Dies führte ihn in die damalige britische Kolonie Indien, wo er ein Konzept für das Auskundschaften unbekannter Gebiete entwickelte und für die Ausbildung von Spähern, sogenannten «Scouts», verantwortlich war. Statt strikte Anweisungen zu geben, lehrte er nach dem System «Lernen durch Handeln» («Learning by Doing»). 1899 erschien Baden-Powells erstes Buch «Aids to Scouting», welches er als Ausbildungslektüre für die Späher empfahl.
Jugendliche in der Verantwortung
Baden-Powell war danach mehrere Male in Afrika stationiert. Im Jahr 1900 wurde er in England zum Volkshelden, nachdem er die Stadt Mafeking (heute Mahikeng in Südafrika) mit zahlenmässig stark unterlegenen Truppen lange gegen die angreifenden Buren verteidigt hatte. Damit die Soldaten für den Ernstfall immer bereit waren, übertrug Baden-Powell leichtere Aufgaben an die Jungen aus der Stadt. So waren diese für den Informationsfluss zuständig, unternahmen Botengänge oder halfen als Sanitäter mit. Die Jugendlichen waren mit grossem Engagement bei der Sache und Baden-Powell gewann in dieser Zeit eine wichtige und neuartige Erkenntnis: Auch Jugendliche waren dazu bereit, Verantwortung zu übernehmen, wenn man ihnen nur das nötige Vertrauen entgegenbrachte. Diese Erkenntnis war damals revolutionär, denn die Pädagogen glaubten damals an eine strenge und autoritäre Erziehung.

Eine Jugendbewegung entsteht
Aufgrund dieser Ereignisse und der grossen Bekanntheit von Baden-Powell vertieften sich viele englische Jugendliche in sein Buch «Aids to Scouting». Baden-Powell reagierte darauf, indem er ein neues Buch namens «Scouting for Boys» schrieb, welches die Jugendlichen zum Erkunden ihrer Umgebung ermutigte. Eigentlich war die Lektüre als Sammlung von Anregungen für bestehende Jugendgruppen gedacht. Doch schon bald zeigte sich, dass mit den «Boy Scouts» eine neue Jugendbewegung entstehen sollte. 1907 führte Baden-Powell mit 21 Jugendlichen auf Brownsea Island das erste Pfadilager durch.
Auch für Mädchen
Die Pfadfinderidee verbreitete sich mit grosser Geschwindigkeit, auch bei Mädchen. Baden-Powell und seine Schwester Agnes verfassten in Anbetracht des grossen weiblichen Interesses gemeinsam ein Handbuch für Mädchen-Scouts, sogenannte «Girl Guides». Agnes übernahm die Leitung der «Girl Guides», welche sie später an Olave Baden-Powell, die Gattin ihres Bruders, weitergab. Schnell wuchsen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder zur grössten Jugendorganisation Grossbritanniens, und der Pfadigedanke wurde in die Welt getragen. Damit gewann die Pfadi eine internationale Dimension, welche sie bis heute beibehalten und ausgebaut hat: Eine Jugendbewegung mit völkerverbindendem Charakter.
Geschichte der Pfadi in der Schweiz
Der Funke springt über
In der Schweiz stiessen Baden-Powells Ideale sehr bald auf Interesse. Die ersten Pfadfindergruppen für Jungen wurden bereits 1910 gegründet, die ersten Mädchen fanden sich nur wenig später als Pfadfinderinnen zusammen. Häufig waren es bereits bestehende Organisationen, welche Pfadfindergruppen ins Leben riefen. Besonders in den Städten waren Kinder und Jugendliche von den Aktivitäten in der Natur sehr angetan. Die Aussicht, nicht nur Schulbänke zu drücken, sondern mit einer gemeinsamen Altersgruppe Abenteuer zu bestehen, sportliche Wettkämpfe auszutragen und fern vom Elternhaus in Lager zu leben, verschaffte den Pfadfindern und Pfadfinderinnen in der Schweiz immensen Zulauf.
Die Pfadi organisiert sich
Am 5. Oktober 1913 fanden sich diverse kantonale Pfadfinderverbände in Bern zusammen und gründeten den Schweizerischen Pfadfinderbund (SPB). Anders als bei den Jungen war bei den Mädchengruppen der Drang, sich eine gemeinsame Organisationsform zu geben, zunächst weniger stark ausgeprägt. Es dauerte folglich einige Jahre, bis 1919 der Bund Schweizerische Pfadfinderinnen (BSP) entstand. In ihrer Rolle als mehrsprachiges und politisch neutrales Land wurde die Schweiz zu einer wichtigen Begegnungsstätte der weltweiten Pfadibewegung. Die Pfadizentren in Kandersteg (1923) und Adelboden (1932) wurden gegründet und sind bis heute Treffpunkte für internationale Zusammenkommen und kulturellen Austausch geblieben.
